Nicole Zätzsch ist Rechtsanwältin und coacht Top Executives, Geschäftsführer und Senior Partner in Großkanzleien. Wir haben mit ihr darüber gesprochen, wieso es auch für Angestellte mega wichtig ist, sich mit ihren Kompetenzen und Stärken zu „positionieren“.
Nicole, wieso ist Positionierung auch für Menschen im Unternehmen wichtig?
Sich zu positionieren bedeutet ja zunächst einmal, sich des eigenen Potenzials, der eigenen Stärken bewusst zu sein und damit sichtbar zu werden. Für Menschen im Unternehmen ist es wichtig, sich über ihre Stärken klar zu werden, weil davon schlussendlich ihre Leistung, ihre Zufriedenheit und sogar ihre Gesundheit abhängen.
Nur, wenn ich das tun kann, worin ich richtig gut bin und was mir Freude macht, bin ich engagiert und motiviert und zugleich auch widerstandsfähiger und gesünder – das ist seit vielen Jahren durch wissenschaftliche Studien belegt.
Was kann ich tun, um als Angestellte im Unternehmen meine Stärken herauszustellen?
Menschen im Unternehmen sollten zunächst mit sich selbst klären, was kann ich, wohin will ich, wie will ich mich einbringen, also den Fokus nach innen richten. Im zweiten Schritt kommt der Außenfokus – wie kann ich mich damit sichtbar machen?
Es geht nicht darum, sich auf die Brust zu trommeln oder mit Leistungen anzugeben. Sondern meine Stärkenarbeit und Positionierung ermöglichen mir, dass gesehen wird, da ist jemand, die kann das und das, deshalb setzen wir sie an dieser oder jener Stelle gut ein. Und natürlich hat auch das Unternehmen was davon, wenn es die Potenziale seiner Mitarbeiter bestmöglich nutzt.
Und wie geht das konkret?
„Tue Gutes und sprich drüber“, das hat auch mein erster Chef immer gesagt. Ich fand das erstmal eigenartig, aber da steckt viel Wahres drin.
Woher sollen andere denn wissen, was du kannst, wenn du nicht drüber sprichst?
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Also – sprich deine Chefin oder deinen Chef an. Sag, dass und wie du deine Stärken noch besser nutzen magst. Vielleicht gibt es ja bestimmte Aufgaben im Team, die du übernehmen kannst, oder ein bestimmtes Projekt.
Wenn du kommunikativ bist und gern vor oder mit Menschen sprichst, dann biete dich für Onboarding-Veranstaltungen oder Vorträge an. Wenn du gut im Organisieren bist, schlag vor, welchen Bereich du eigenverantwortlich übernehmen und neu aufstellen kannst.
Man nennt das auch Job Crafting – gemeinsam im Team auf der Grundlage der Stärken die Aufgaben neu verteilen.
Wie realistisch ist das – dass jeder sich seinen eigenen Traumjob zurechtbastelt?
Es geht hier nicht um ein „Wünsch dir was“, im Sinn von jeder bekommt, was er will.
Es geht darum, alle Teammitglieder bestmöglich einzusetzen, so wie es ihren Stärken entspricht. Dafür braucht es Eigeninitiative – und den Mut, sich zu zeigen.
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Mit welchen Fragen kommen deine Klienten zu dir?
Ich würde sagen, es sind drei typische Situationen. Die erste ist, wenn ein Mensch sich beruflich neu orientiert, sich neu aufstellen will. Wenn es um die weitere Entwicklung geht.
Oft geht das mit dem Gespür einher, irgendwas stimmt hier nicht mehr, ich möchte was Anderes machen.
Das ist aus meiner Sicht ein ganz wichtiger Entwicklungsprozess. Erst mal zu verstehen, was will ich überhaupt, was kann ich und was braucht die Welt von mir, gewissermaßen. Und wie kann das zusammengehen?
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Was ist der zweite typische Fall?
Das ist die Situation, wenn jemand neu in Führung ist, sozusagen eine „frische“ Führungskraft. Wenn jemand noch nicht soviel Führungserfahrung hat, dann ist es wichtig, erstmal das eigene Profil zu finden und zu schärfen, Klarheit über die eigene Persönlichkeit zu bekommen.
Über meine Stärken, Werte und meinen Sinn – wer bin ich, was kann ich, wieso mache ich das? Das ist wichtig als Grundlage, denn nur, wer sich selbst führen kann, kann auch andere führen.
Die dritte Situation ist das absolute Top Level. Und da geht es sehr stark um Wirksamkeit.
Was heißt das?
Menschen auf diesem Level bringen Führungserfahrung mit, haben viel unternommen, viel gemacht, um überhaupt in diese Position zu kommen. Und dann wechseln sie vielleicht ihren Zuständigkeitsbereich oder ihr Umfeld ändert sich, und sie merken – hmm, irgendwie bin ich nicht mehr so wirksam wie zuvor.
Da ist es dann wieder sehr wichtig, den eigenen Standort zu bestimmen. Was möchte ich bewirken? Und wie kann ich das erreichen, welche Stärken setze ich dafür ein?
Geht es auch darum zu zeigen, wofür man eben nicht steht?
Sich abgrenzen ist in der Tat ein wichtiges Thema. Meistens kommt das durch die Hintertür. Wenn wir darüber reden, wer bin ich, was kann ich, dann merkt man meist schon bei der Arbeit an den Stärken, wenn jemand Schwierigkeiten hat, sich abzugrenzen. Da fallen dann Formulierungen wie „ich sollte“ und „ich müsste“, und das schauen wir uns dann genauer an. Wer sagt das, wessen Leben lebst du hier?
Falsche Glaubenssätze…
Genau, das sind meist innere Hemmschwellen, die uns begrenzen, uns eingrenzen. Und das abzuklopfen, zu schauen, wer spricht da, welchen Erwartungen oder vermeintlichen Erwartungen möchte ich da genügen – das ist spannend.
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Du hast selbst über die Jahre dein Profil immer wieder geschärft – was war für dich dabei interessant?
Mir hat das Arbeiten mit euch gezeigt, wie wichtig es ist, mit meiner eigenen Botschaft rauszugehen. Mich sehr klar und durchaus eng aufzustellen. Dadurch verstehen Menschen besser, dass sie nicht zu einem Coach mit einem riesigen Bauchladen gehen. Sondern dass ich für ein bestimmtes Thema stehe. Ich hatte anfangs Bedenken, ob ich damit manche Menschen „ausschließen“ würde. Das Gegenteil ist der Fall: Ich merke, dass ich meine Klienten damit noch klarer ansprechen kann – und dass ich über meine Website genau die passenden Anfragen bekomme.
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