Einer muss sich plagen, entweder der Schreiber – oder der Leser.
Alter Journalistenspruch, stammt von Wolf Schneider, dem „Sprachpapst“.
Heißt: Entweder, du gibst dir beim Schreiben zumindest ein bisschen Mühe – oder deine Leserinnen und Leser steigen aus. Niemand will sich plagen beim Lesen.
Und leider sind ziemlich viele Texte so schlampig geschrieben, dass das Lesen wirklich eine Plage ist.
Hier ist ein ganz simpler Trick, mit dem du es deinen Leserinnen und Lesern sofort einfacher machst: Schreib ganz viel in Verbform.
Verben, Verben, Verben: Das #1-Erfolgsgeheimnis guter Texte.
Ich zeig dir gleich ein paar Beispiele.
Bloß noch ein Satz vorab: Gewöhn dir einfach an, dass du bei jedem Satz systematisch Substantive rausstreichst – und stattdessen Verben nimmst.
Hier kommt ein Beispiel:
„Diese Maßnahme ist notwendig, damit bei Lockerung der Beschränkungen die Ausbreitung des Virus nicht steigt.“ – HÄ? Verstehst du hier irgendwas?
Damit bei Lockerung der Beschränkungen die Ausbreitung nicht steigt?
Puh. So ein Satz ist echt eine Zumutung.
Den muss man zweimal durchlesen, um ihn zu verstehen.
In einer guten Redaktion bekommst du so einen Satz vom Ressortleiter rot durchgestrichen zurück.
Deshalb kommt jetzt der Verbtrick ins Spiel:
Du nimmst die Substantive (Lockerung, Beschränkungen, Ausbreitung) und schaust, wie du daraus einen Satz mit Verben machen kannst.
Verben sind die beste Wortart für deinen Text, weil sie lebendig sind.
In der Grundschule hast du vielleicht noch gelernt, dass man zu Verben auch „Tun-Wörter“ sagt – weil da etwas geschieht, etwas getan wird.
Und das Tun macht aus hüftsteifen Satzungeheuern ganz einfach einen lebendigen Satz.
Also, los geht’s:
bei Lockerung = wenn die Beschränkungen gelockert werden
(Noch besser als die Passivkonstruktion – „gelockert werden“ ist eine aktive Beschreibung: „wenn wir die Beschränkungen lockern“.)
die Ausbreitung des Virus steigt = das Virus breitet sich noch mehr aus
(Du merkst schon: Dass eine Ausbreitung steigt, ist sowieso Quatsch – Ausbreitung geht in die Breite, wie das Wort schon sagt, nicht in die Höhe.)
Aus dem hölzernen Behördendeutsch wird so ganz einfach ein klarer und gut verständlicher Satz:
„(Die genannte Maßnahme) ist notwendig, damit sich das Virus nicht weiter ausbreitet, wenn wir die Beschränkungen lockern.“
Versteht man doch gleich viel besser, oder?
Unser Tipp: Probier’s gleich in deinem nächsten Newsletter oder LinkedIn-Post aus! (Hier sind 7 gute Gründe, wieso sich ein Newsletter für dein Business lohnt.)
Beispiel 1
„Das ist notwendig, damit bei Lockerung der Beschränkungen die Ausbreitung des Virus nicht steigt.“
Die Lockerung der Beschränkungen die Ausbreitung… Puh.
Spaß macht das nicht – zumindest dem Leser nicht, und für den schreibst du ja.
Dabei ist es ganz einfach, einen besseren Lesefluss zu schaffen: Nimm Verben – statt Substantive.
Nimm Verben, wo immer es geht!
bei Lockerung der Beschränkungen –> wenn wir die Beschränkungen lockern
die Ausbreitung des Virus steigt –> das Virus breitet sich aus
Der Satz wird dadurch sofort dynamischer, lebendiger, besser, und klingt dann so:
„Das ist wichtig, damit sich das Virus nicht noch weiter ausbreitet, wenn wir die Beschränkungen lockern.“
Eigentlich ganz einfach, oder?
Beispiel 2
Noch ein Beispiel – das hat eine Biobäckerei in ihrer Firmenchronik stehen:
„Währenddessen erfolgte außerhalb des Betriebsgebäudes die langwierige Erschließung der Außenanlagen.“
Dass die Außenanlagen „außerhalb des Betriebsgebäudes“ sind, kann man sich denken – lassen wir gleich mal weg.
Dann bleibt immer noch schönstes Beamtendeutsch: Es erfolgt die Erschließung der Außenanlagen.
Besser wäre es so:
„Nun erschließen wir die Außenanlagen.“
Ein Bild entsteht beim Leser so übrigens noch immer nicht – was sind „Außenanlagen“? Ist das die Zufahrt, sind das die Parkplätze, wird ein Hofcafé gebaut?
Besser wäre der Broschürentext, wenn die Bäckerei konkret beschreiben würde, was sie da draußen alles anlegt.
Beispiel 3
So beschreibt ein kleines Unternehmen, wie es seine Naturkosmetik herstellt:
„Zur Gewinnung des Rohstoffes wird ein schonendes und natürliches Extraktionsverfahren verwendet, bei welchem nur Alkohol und Wasser zum Einsatz kommen.“
Maximal anonym und unpersönlich. Da sieht man nicht die Frau und ihre Mitarbeiter, die die tollen Tinkturen herstellen – da entsteht leider gar kein Bild.
Zur Gewinnung… wird ein Verfahren verwendet… bei dem … zum Einsatz kommen.
Holterdipolter… ganz schönes Gerumpel!
Das geht besser, und zwar so:
zur Gewinnung des Rohstoffs > um den Rohstoff zu gewinnen
zum Einsatz kommen > einsetzen
ein Extraktionsverfahren verwenden > extrahieren
Also wird daraus der folgende Satz:
„Wir verwenden ein schonendes und natürliches Extraktionsverfahren, um den Rohstoff zu gewinnen. Dazu verwenden wir nur Wasser und Alkohol.“
Und den bekommen wir jetzt noch viel einfacher, viel verständlicher, viel lesefreundlicher hin:
„Wir lösen den Wirkstoff mit Wasser und Alkohol natürlich und schonend heraus.“
Beim Schreiben gilt – die Verben hofieren
„Wo immer man die Wahl zwischen zwei Wortgattungen hat, wähle man das Verb, das Wort der Tätigkeit, der Aktion, der Tat, des prallen Lebens“, sagt Wolf Schneider. „Die Wahl hat man häufiger, als die meisten glauben.“
Mit Verben schreiben – so machst du es selbst:
Du kannst es selbst in deinen Texten ganz einfach anwenden:
Gewöhn dir einfach an, dass du am Schluss noch einmal durch deinen Text gehst und schaust, wo du in Substantivform geschrieben hast.
Und dann machst du einfach Verben draus, wie oben in den Beispielen.
Klar, das macht ein paar Minuten Arbeit. Aber – besser du gibst dir Mühe mit deinem Text, als deinen Leser*innen zuzumuten, dass sie sich plagen müssen, oder?
Noch ein paar gute Tipps zum Schreiben haben wir hier für dich: Wie du im Aktiv gleich viel besser schreibst und wieso deine Leser sich über kurze Sätze freuen.
Und hier findest du die goldenen Regeln des Copy Writing, wenn du auf Google sichtbar werden willst.
In diesem Sinne, happy typing!
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